Nürnberg, 08.06.2022 Die beiden Filmschaffenden Valeska Rehm und Moritz Bogen wurden am vergangenen Freitag, 3. Juni, für ihren Film über den Bahnhof Märzfeld mit dem Alternativen Medienpreis in der Kategorie Geschichte ausgezeichnet. Die Dokumentation thematisiert die Geschichte des mittlerweile stillgelegten Bahnhof Märzfeld, der in Langwasser über einer baufälligen Unterführung liegt und verfällt – und über die Jahre in Vergessenheit geraten ist. 

Der Alternative Medienpreis wurde im Jahr 2022 bereits zum 23. Mal vergeben. Ausgezeichnet werden Journalistinnen und Journalisten, die Themen und Ansätze behandeln, die im Medienalltag oft vernachlässigt werden. Ebenfalls nominiert waren in der Kategorie u. a. Autorinnen und Autoren von Deutschlandfunk Kultur, Das Erste und Spiegel Reportage. Die Nürnberger Medienakademie verleiht den Preis in Kooperation mit der Stiftung Journalistenakademie, dem Kulturreferat der Stadt Nürnberg, der dju in ver.di und weiteren Unterstützerinnen und Unterstützern. Wir bedanken uns bei der Jury für diese Wertschätzung unserer Arbeit und gratulieren unseren FilmemacherInnen herzlich! 

Für die aufwändige Recherche und die filmische Darstellung gewinnen Valeska Rehm und Moritz Bogen den renommierten Preis, der mit 500 Euro dotiert ist. 

Der Journalist und Dozent Klaus Meier erklärt in seiner Laudatio: 

“Heute ist der Bahnhof ein “Lost Place”, der durch den Beitrag lebendig und anschaulich wird und eine historische Tiefe erhält. Aktuelle Szenen und Interviews werden verknüpft mit Aufnahmen von Zeitzeugen und vielen historischen Bildern und Dokumenten. Der Beitrag lehrt uns, genau hinzuschauen und die Sinne zu schärfen, für den Blick auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft…”

Die FilmemacherInnen über die Auszeichnung: 

“Über die Würdigung unserer Arbeit freuen wir uns sehr, aber noch wichtiger ist uns, dass wir mit dem Film einen Beitrag leisten können, die Orte der NS-Zeit sichtbar zu machen, die über die Jahre in Vergessenheit geraten sind. Hinweisen möchten wir auch auf die zahlreichen Initiativen und Einzelpersonen, die sich seit 2014 für den Erhalt des Bahnhofs eingesetzt haben und unermüdlich Informationen und Aufklärung eingefordert haben. Wir hoffen, dass der Preis dazu beiträgt, das Thema erneut in den öffentlichen Fokus zu rücken und daran zu erinnern, dass die Aufarbeitung der NS-Zeit ein fortwährender Prozess ist.” 

Wiederholt wird die Dokumentation am 12.06. im Franken Fernsehen – bis dahin ist er aber auch in unserer Mediathek zu sehen:

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Außerdem: Unsere Kolleg*innen Lisa Hopp, Vanessa Hartmann und Robert H. Schumann wurden in der Kategorie “Zukunft” mit ihrem Film “Widerstand für unsere Zukunft” – Nürnberger Klimaaktivist*innen verteidigen Lützerath” nominiert. Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten!

Wir wiederholen den Gewinner-Film „Gegen das Vergessen – Der NS-Bahnhof Märzfeld“ am Sonntag, 12. Juni, um 19, 21 und 23 Uhr im Franken Fernsehen und um 21 Uhr auf Franken Plus. Livestream zu den Sendezeiten auf der Seite frankenfernsehen.tv

Zum Inhalt des Films

Über einer baufälligen Unterführung mitten in Langwasser liegt der ehemalige Bahnhof Märzfeld. Auf den ersten Blick erinnert nichts mehr an seine Funktion im zweiten Weltkrieg: Ab 1941 wurden von hier aus tausende nordbayerische Jüdinnen und Juden in osteuropäische Vernichtungslager und Ghettos deportiert. Der Bahnhof diente auch als Knotenpunkt für den An- und Abtransport von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter*innen. Ende November jährt sich der Beginn der Deportationen aus Nürnberg zum 80. Mal.  Der mittlerweile stillgelegte Bahnhof ist in einem schlechten Zustand. Die Zugänge sind vergittert oder zugemauert, die alte Bausubstanz ist der Witterung schutzlos ausgesetzt. Seit Jahren machen Initiativen auf den Verfall aufmerksam. Doch weder die Deutsche Bahn noch die Stadt haben bisher konkrete Handlungsvorschläge für einen künftigen Umgang mit dem Ort unterbreitet. Im Internet wird der geschichtsträchtige Ort unterdessen als “Lost Place” gehandelt.  Nürnberg als ehemalige Stadt der Reichsparteitage, verfügt über zahlreiche bauliche Relikte aus der nationalsozialistischen Herrschaftszeit, viele von ihnen sind gut erforscht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Bahnhof Märzfeld hat hier eine zentrale Bedeutung: Er ist das einzige dieser Bauwerke, das den Blick auf die Opfer des mörderischen Regimes richtet. Statt des Verfalls könnte hier ein Ort der Erinnerung für Angehörige, Schüler*innen, Studierende und Passant*innen entstehen. Eine Umgestaltung gäbe die Möglichkeit, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen – auch mit Blick auf das nahende Ende der Zeitzeugenschaft.  In den nächsten Jahren steht die Sanierung der Bauten rund um das Zeppelinfeld an, ob und wann der Bahnhof umgebaut wird, ist derzeit unklar. Im Zuge dessen möchte die Medienwerkstatt den NS-Bahnhof, der bisher nur wenig öffentliche Beachtung gefunden hat, in den Fokus rücken und seine Geschichte nachzeichnen.

Autorin: Valeska Rehm, Schnitt: Valeska Rehm, Moritz Bogen Kamera: Moritz Bogen, Sprecher*innen: Petra Nacke und Michael Aue

>>> Alle Auszeichnungen für die Medienwerkstatt Franken gibt es hier im Überblick.