
Jewgenij Chaldej
Fotograf der Weltgeschichte
Jewgenij Chaldej ist der Fotograf einer der berühmtesten Aufnahmen dieses Jahrhunderts: Am 2. Mai 1945 hisst ein Rotarmist die sowjetische Flagge auf dem Reichstag. Ein Foto, das den Untergang des Faschismus und den Sieg über Hitlerdeutschland symbolisiert – ein Foto, das um die Welt ging. Jeder kennt es, doch nur wenige kennen den Namen des Fotografen und noch viel weniger kennen den Menschen Jewgenij Chaldej.
Chaldej ist heute 78 Jahre alt und wohnt in einer winzigen Wohnung in Moskau. Gleich neben Tisch und Bett sind vier Vergrößerer aufgebaut, die Dunkelkammerutensilien stehen griffbereit und in einer Fülle von aufeinandergestapelten Kästen hat er sein Schaffen archiviert: Hunderttausende von Negativen, jedes mit einer eigenen Geschichte. Chaldej begleitete die Rote Armee auf ihren Vormarsch gen Westen. Er setzte nicht nur das Grauen des Krieges ins Bild, sondern verstand sich als Soldat mit Kamera. Nach dem Krieg kam er auch in das zerstörte Nürnberg und fotografierte bei den Kriegsverbrecherprozessen.
Die Medienwerkstatt portraitierte den Fotografen in Moskau. Chaldej bringt in diesem Portrait nicht nur seine berühmten Fotografien zum Sprechen. Er schildert das Schicksal seiner Familie, schwärmt von seiner ersten russischen Leica und berichtet von seinem Leben in Nürnberg. Schließlich packt er seine Geige aus, spielt jüdische Lieder und erzählt, weshalb er nicht Musiker, sondern Fotograf wurde.