Über einer baufälligen Unterführung mitten in Langwasser liegt der ehemalige Bahnhof Märzfeld. Auf den ersten Blick erinnert nichts mehr an seine Funktion im zweiten Weltkrieg: Ab 1941 wurden von hier aus tausende nordbayerische Jüdinnen und Juden in osteuropäische Vernichtungslager und Ghettos deportiert. Der Bahnhof diente auch als Knotenpunkt für den An- und Abtransport von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter*innen. Ende November jährt sich der Beginn der Deportationen aus Nürnberg zum 80. Mal.
Der mittlerweile stillgelegte Bahnhof ist in einem schlechten Zustand. Die Zugänge sind vergittert oder zugemauert, die alte Bausubstanz ist der Witterung schutzlos ausgesetzt. Seit Jahren machen Initiativen auf den Verfall aufmerksam. Doch weder die Deutsche Bahn noch die Stadt haben bisher konkrete Handlungsvorschläge für einen künftigen Umgang mit dem Ort unterbreitet. Im Internet wird der geschichtsträchtige Ort unterdessen als “Lost Place” gehandelt.
Nürnberg als ehemalige Stadt der Reichsparteitage, verfügt über zahlreiche bauliche Relikte aus der nationalsozialistischen Herrschaftszeit, viele von ihnen sind gut erforscht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Bahnhof Märzfeld hat hier eine zentrale Bedeutung: Er ist das einzige dieser Bauwerke, das den Blick auf die Opfer des mörderischen Regimes richtet. Statt des Verfalls könnte hier ein Ort der Erinnerung für Angehörige, Schüler*innen, Studierende und Passant*innen entstehen. Eine Umgestaltung gäbe die Möglichkeit, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen – auch mit Blick auf das nahende Ende der Zeitzeugenschaft.
In den nächsten Jahren steht die Sanierung der Bauten rund um das Zeppelinfeld an, ob und wann der Bahnhof umgebaut wird, ist derzeit unklar. Im Zuge dessen möchte die Medienwerkstatt den NS-Bahnhof, der bisher nur wenig öffentliche Beachtung gefunden hat, in den Fokus rücken und seine Geschichte nachzeichnen.
Der Film „Gegen das Vergessen – Der Bahnhof Märzfeld“ von Valeska Rehm läuft am Sonntag, 14. November, um 21 Uhr auf Franken Plus (Satellit) sowie um 21 und 23 Uhr auf Franken Fernsehen (Kabel). Wiederholung am 21. November zu den gleichen Sendezeiten.
Livestream: frankenfernsehen.tv